TRANSIT ÜBER DIE ALPEN
Unter Transit versteht man die Durchfuhr von Waren und Beförderung von Personen von einem Staat in einen anderen durch das Gebiet eines dritten Staates.
Seitdem Europa besiedelt wurde, haben Menschengruppen die Alpen überquert. Der Transitverkehr ist daher eine der ältesten Nutzungsformen der Alpen.
Der Alpenraum ist aus topographischen und ökologischen Gründen eine besonders sensible Region. Verkehrswegen sind in den schmalen Tälern enge Grenzen gesetzt. Viele der heutigen Transitstrecken (Tunnelstrecken durch die Schweiz und Österreich) erweisen sich zumindest in Zeiten erhöhten Verkehrsaufkommens der Belastung nicht mehr gewachsen. Zu den überlasteten Verkehrsachsen kommen ökologische Probleme hinzu: höhere Lärm- und Abgasbelastung der Umwelt, dadurch wird die Lebensqualität der Bewohner stark beeinträchtigt.
Verkehr in den Alpen - nicht nur Transitverkehr:
Der Verkehr in den Alpen wird oft mit Transitverkehr gleichgesetzt, was jedoch nicht richtig ist. Er besteht aus folgenden Anteilen (gefahrene Kilometer pro Jahr in den Alpen, teilweise Schätzungen):
Eigenverkehr:
70 Mrd. km/Jahr bei Pkw, 4 - 6 Mrd. km/Jahr bei Lkw.
Dieser Eigenverkehr besteht bei den Pkw-Fahrten in erster Linie aus den täglichen Fahrten zwischen Wohn- und Arbeitsort, aus Fahrten zu zentralen Orten und aus dem Geschäftsverkehr mit inner- und außeralpinen Wirtschaftspartnern.
Beim Lkw-Verkehr handelt es sich um inneralpine Transporte und um Transporte von und zu außeralpinen Geschäftspartnern. dieser Verkehr führt meist nicht über die Alpenpässe, belastet aber die Zufahrtsstrecken zu den Pässen.
Touristischer Verkehr:
15 - 25 Mrd. km/Jahr.
Dies sind die Fahrten der Tagesausflügler, die An- und Abfahrten der Urlaubsgäste sowie deren Fahrten während ihres Urlaubs in den Alpen.
Transitverkehr:
7 Mrd. km/Jahr bei Pkw, 1,3 Mrd. km/Jahr bei Lkw.
Die über die Alpenpässe transportierten Gütermengen auf Schiene und Straße setzen sich je zur Hälfte aus Transitgut und Gütern des Eigenverkehrs zusammen.
Haupttransitrouten durch Österreich:
-Brenner
-Tauernautobahn
-Kanaltal
-Pyhrnautobahn
Brenner:
Dieser 1 371 Meter hohe Alpenpass in Tirol, zwischen den Ötztaler und den Zillertaler Alpen ist der niedrigste Übergang zwischen Österreich und Italien. Die Brennerstraße (Brennerautobahn, gebaut 1959 bis 1974) und die Brennerbahn (seit 1867) verbinden Innsbruck und Bozen. Über den Brenner verläuft seit 1919 die italienisch-österreichische Grenze.
Tauernautobahn:
Die Tauernautobahn A 10 ist die Nord-Süd-Verbindung von Salzburg durch den Radstädtertauerntunnel (6,4 km) und den Katschbergtunnel (5,4 km) bis zum Knoten Villach.
Der älteste Nachweis für die Benutzung der Tauernroute stammt aus der Bronzezeit. Die heutige Tauernautobahn folgt über weite Strecken dem Verlauf der vom römischen Kaiser Septimius Severius (3. Jhdt. n. Chr.) errichteten, römischen Hauptstraße von Spittal an der Drau nach Salzburg. Das Tauernautobahnprojekt geht auf das Jahr 1938 zurück, als Deutschland seine Reichsautobahnen plante.
Kanaltal:
Das Kanaltal ist eine wichtige Straßenverbindung in Italien. Es beginnt bei Tarvis und geht, über eine Autobahn, die zu einem großen Teil über Brücken und durch Tunnels führt, bis nach Pontebba.
Pyhrnautobahn:
Die 230 km lange A 9 Pyhrnautobahn führt von Sattledt (Oberösterreich) über den 945 m hohen Pyhrnpass bis zum Grenzübergang Spielfeld (Steiermark). In der Steiermark ist die A 9 bereits durchgehend befahrbar, in Oberösterreich fehlen noch rund 25 Kilometer. Bei weiterhin planmäßigem Baufortschritt sollte die gesamte A 9 im Jahr 2004 durchgehend fertig gestellt sein.
Die Pyhrnautobahn ist die tunnelreichste Autobahn Österreichs (Tunnelanteil an der Gesamtlänge 17%, nach Fertigstellung 21%). Der längste ist der 9.755 m lange Plabutschtunnel (Stadtumfahrung von Graz).
Gründe für den enormen Anstieg des Transits:
- das kräftige Wirtschaftswachstum in Europa
- die starke internationale Verflechtung der Märkte und Intensivierung des Warenaustausches
- die zunehmende Arbeitsteilung im Produktionsbereich
- der Ausbau des österreichischen, italienischen und deutschen Autobahnnetzes, was zur Verkürzung und größeren Flexibilität im Transit-Verkehr führte
Der EU-Transitvertrag:
Der Transitvertrag ist ein 1992 getroffenes Abkommen zwischen der Europäischen Union und Österreich über den Güterverkehr auf Straße und Schiene, um die Schadstoffbelastung auf österreichischen Transitstrecken bis 2004 um 60% zu reduzieren.
Österreich nahm Ende 1987 die Verhandlungen mit der EWG über eine Lösung der Verkehrproblematik auf.
Folgende Probleme waren dafür ausschlaggebend:
- Mit dem Anstieg des Verkehrs stiegen auch die Belastungen für Mensch und Umwelt.
- Die Bevölkerung akzeptierte die zunehmende Verkehrsbelastung immer weniger, vor allem in Tirol gab es immer mehr Proteste.
Die Verhandlungen mit der damaligen EG über die Lösung des Transitverkehrs gestalteten sich schwierig, da die Forderungen Österreichs und der EU sehr verschieden waren. Die Gemeinschaft forderte die völlige Transitfreiheit durch Österreich. Österreich strebte eine Lösung an, die das Ziel hatte, die Umweltbelastungen schrittweise zu reduzieren.
Nach jahrelangen Verhandlungen konnte mit dem Ökosystem eine ökologische Lösung gefunden werden.
Das Ökopunktesystem:
Ökopunkte sind ein Maß für die vom Verkehr verursachten Emissionen.
Das Ökopunktesystem gilt für LKWs die in einem EU-Mitgliedstaat oder in Norwegen, Island, Slowenien, Liechtenstein, Schweden und der Schweiz zugelassen sind. Jeder Staat erhält eine bestimmte Anzahl an Ökopunkten, die auf die Frachter ausgeteilt werden. Bei Transitfahrten durch Österreich werden jedem LKW über 7,5 Tonnen eine bestimmte Anzahl an Ökopunkten vom Konto des Unternehmens abgebucht oder auf eine Ökokarte geklebt. Je abgasärmer das Fahrzeug laut Fahrzeugpapieren ist, desto geringer ist der Punkteabzug. Umweltfreundliche Fahrzeuge benötigen damit weniger Punkte und können mehr Fahrten durchführen.
Mit jedem Jahr wird die Anzahl der ausgegebenen Punkte reduziert und so die Reduktion der Emissionen erzielt.
Leerfahrten fallen ebenfalls unter das Ökopunktesystem.
Schiene statt Verkehr:
Aufgrund einer Studie kann man feststellen, dass die Bahn in Österreich prozentuell an Güter- und Personenverkehr verloren hat, obwohl erwiesen ist, dass die Bahn billiger ist als die Strasse (der volkswirtschaftliche Deckungsgrad der Bahn liegt bei 60%, der, der Strasse bei 49%).
Fünf europäische Bahnunternehmen des Alpenbereichs bilden eine Interessensgemeinschaft, "Committee of Alpine Railways" (CAR), die der Gemeinschaft der europäischen Eisenbahnen angehört.
Ziel dieser Organisation ist es, den Transitverkehr auf eine möglichst Umweltfreundliche Weise über die Alpen zu führen. Aus diesem Grund wird vor allem der kombinierte Verkehr gefördert:
Kombinierter Verkehr:
Der Huckepack-Verkehr (kombinierter Verkehr) vereint die Vorteile von Schiene und Strasse. Dabei werden zwei Formen unterschieden:
1.Der unbegleitete Verkehr:
Großcontainer, Sattelauflieger und Wechselbehälter werden auf die Bahnen verladen
2. Der begleitete Verkehr:
das ganze Fahrzeug wird auf spezielle Niederflurwagen gefahren ("Rollende Landstrasse"), Der Fahrer reist meist im gleichen Zug mit.